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Geschichte in Schildern | © RATHGEBER GmbH & Co.KG
SIGNATURE: Menschen - Die Generationenfrage | © RATHGEBER GmbH & Co. KG
40 JAHRE WISSEN
Josef Berchthold

Hat seit 1976 bei RATHGEBER jede Woche etwas Neues gelernt. Die Kollegen profitieren davon.

Andreas Schrägle | © RATHGEBER GmbH & Co. KG
GESCHÄFTSFÜHRER
Andreas Schrägle

Der Diplom-Wirtschaftsingenieur führt die RATHGEBER-Firmengruppe in dritter Generation.

ALUMINIUM 3D

Eine Geschichte in Schildern

Ein Produkt begleitet RATHGEBER von Anfang an: Aluminium 3D – Plaketten und Schilder aus geformtem und geprägtem Aluminium. Wir sind ins Archiv gestiegen und haben 21 Beispiele aus sieben Jahrzehnten herausgesucht.

Es sieht aus, als läge ein Schatz ausgebreitet auf dem Tisch, wie es silbern und golden glänzt. Doch was wirkt wie fein ziselierte edle Broschen sind Firmenschilder, Händlerplaketten und Markenzeichen. Die Edelsteine sind in Wahrheit sorgfältig aufgetragene Farben und durchscheinende bunte Lacke. Ein Schatz ist es gleichwohl dennoch, was Josef Berchtold, Leiter der Arbeitsvorbereitung in Mindelheim, und RATHGEBER-Geschäftsführer Andreas Schrägle an diesem Januar-Morgen in Mindelheim vor sich ausgebreitet haben: Aluminium 3D aus sieben Jahrzehnten Firmengeschichte. Und es ist sicher kein Zufall, dass einem bei diesem Anblick edler Schmuck in den Sinn kommt. 

Die Produktion von RATHGEBER in Mindelheim hat viele Jahre von der Schmuckindustrie im 25 Kilometer entfernten Neu-Gablonz profitiert. „Das hat uns hier ein Stück weit geprägt“, sagt Andreas Schrägle, während er ein besonders schönes Stück im Licht dreht. Ein handgestochenes Emblem von Lincoln Streetcars aus dem Jahr 1968, gold eloxiert und von Hand farbig ausgelegt. In Neu-Gablonz hatten nach dem zweiten Weltkrieg viele Vertriebene eine neue Heimat gefunden – und ihr Know-How aus der Böhmischen Schmuckindustrie mitgebracht. „Wenn wir hier nicht weiter wussten, haben wir in Neu-Gablonz angerufen und beim Industrieverband nachgefragt. Die hatten dann oft eine gute Idee“, erinnert sich Josef Berchtold, der seit 1976 bei RATHGEBER arbeitet. Und Andreas Schrägle ergänzt: „Wären wir irgendwo im Norden gesessen, hätten wir solche Plaketten gar nicht fertigen können, das Wissen hätte damals einfach gefehlt.“

Schon in den ersten Jahren, als die Firma ein reines Handelsunternehmen war, hatte Anton Rathgeber individuell gefertigte Schilder und Plaketten im Angebot. Und schon immer war die Produktion äußerst aufwändig – wenn auch im Vergleich zu heute hie und da ein wenig freihändiger. Aus einer Bleistiftzeichnung wurde eine Gravurvorlage im Maßstab 5:1, mit der die Flachgraveur dann die Form herausarbeiteten – auch ein Künstlerberuf übrigens. Unter der Lupe wurde anschließend jede einzelne Plakette von Hand nachgestochen, poliert, eloxiert und lackiert. Bis in die Siebziger Jahre gab es in der Metallverarbeitung noch keinen Siebdruck, die Farben wurden von Hand aufgetragen – „ausgelegt“, wie der Profi sagt. In einer kleinen Plakette wie für Lincoln stecken 14 Arbeitsschritte. Echtes Handwerk. Das führte in den Anfangsjahren auch zu gewissen unvermeidbaren Toleranzen. „Im Prinzip war jede Plakette ein Einzelstück“, erinnert sich Josef Berchtold. 

„Im Prinzip war jede Plakette ein Einzelstück.“

Bei Möhrle in Mindelheim saßen die Experten, wenn es um profiliertes Aluminium ging. „Das war quasi die Wiege von Aluminium 3D“, erinnert sich Josef Berchtold, „die waren auf dem Gebiet fast konkurrenzlos“ – und der wichtigste Lieferant für RATHGEBER. Als das Unternehmen Ende der Sechziger-Jahre in Schieflage geriet, übernahm RATHGEBER die Firma. Fast ein Muss – ohne die Produktion in Mindelheim hätte man selber nur mehr unter größten Schwierigkeiten liefern können. 

Produziert wird Aluminium 3D noch immer in Mindelheim. Ansonsten hat sich fast alles verändert. Kein Zufall: Wann immer es neue Techniken gab, die sinnvoll ins Portfolio gepasst haben, dann war RATHGEBER „sehr investitionsfreudig“ erzählt Josef Berchtold. Das gild bis heute. Fertigungstoleranzen sind dabei schon lange undenkbar. „In der Produktion liefern wir heute eine Genauigkeit und einen Qualitätsanspruch, der seinesgleichen sucht“, erklärt Andreas Schrägle. Ohne akribisches Qualitätsmanagement gehe nichts mehr. 

So konnte der Kennzeichungsspezialist als einer der ersten transluzente Farben anbieten, also durchscheinende Oberflächen, arbeitete schon Ende der Siebziger Jahre mit digitalen Belichtern, elektronischen Stanzen im Großformat und einer großen Siebdruck-Anlage für die Metallbearbeitung. „Das Ziel war und ist,“ erklärt Andreas Schrägle, „Produktion und Entwicklung immer auf dem neuesten Stand zu halten“. Und so kann man sagen, dass RATHGEBER auch den digitalen Wandel nicht einfach über sich hat ergehen lassen, sondern ihn aktiv gestaltet hat. 

Was in all den Jahren gleichgeblieben ist? Sicher der Fokus auf die Bedürfnisse des Kunden. Denn bis heute geht es vor allem um eins: Die Marke des Kunden individuell sichtbar zu machen. 

Ganz entscheidend dafür ist sicher auch die Eigenständigkeit des Unternehmens. „Wir wollten immer lieber viele unterschiedliche spannende Kunden, mit denen wir partnerschaftlich arbeiten können, als nur ein oder zwei Großkunden, die dann auch bei uns alles bestimmen können“, sagt Andreas Schrägle. Und so ist es bis heute eine große Stärke von RATHGEBER, dass auch kleine Kunden „bei uns den besten Look und den Top-Service“ bekommen wie der allergrößte Auftraggeber, ergänzt Berchtold. 

Entscheidend sind dabei immer die individuelle Beratung und eine akribische Produktentwicklung gemeinsam mit dem Kunden. Denn der digitale Wandel geht auch an Aluminium 3D nicht vorüber. Wo es früher um rein dekorative Aspekte ging, bieten die Plaketten und Schilder von Rathgeber heute zusätzlich hochtechnische Lösungen für komplexe Arbeitsabläufe des Kunden. So arbeitet die Österreichische Bundesbahn ÖBB bei der Wartung des rollenden Materials mit intelligenten Plaketten von RATHGEBER. Gut sichtbar müssen die Schilder sein und robust, individuell beschriftet und auch unter schwierigen Bedingungen gut lesbar. Gleichzeitig speichert ein geschützt integrierter NFC-Chip die Wartungsdaten. Geblieben ist die aufwändige Fertigung: Die ÖBB-Schilder werden gestanzt, geprägt, eloxiert, bedruckt, lasergraviert, lackiert, programmiert, funktionsgeprüft und am Ende zusammengesetzt. 

Wenn Josef Berchtold über die Schilder vor sich auf dem Tisch spricht und einzelne Stücke herausgreift, schwelgt er in Erinnerungen. Im Frühjahr 2018 geht er in den Ruhestand. Wehmütig klingt er nicht, seine Rückschau wirkt eher zufrieden: „In meinen 42 Jahren bei RATHGEBER gab es kaum einen Tag, an dem ich nicht etwas Neues dazugelernt habe.“ Und doch, ein wenig stolz sei er auch, nicht nur beim Blick auf die alten Plaketten. „Wir betreten hier immer wieder Neuland. Und wenn es noch kein Verfahren dafür gibt, entwickeln wir es. Das macht die Arbeit hier immer wieder fordernd und spannend.“

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