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Zahl des Quartals: 10 | © RATHGEBER GmbH & Co. KG
Tristan Foerster, Geschäftsführer ClimatePartner | © ClimatePartner GmbH
Der Experte
Tristan Foerster

Der Geschäftsführer von ClimatePartner begleitet RATHGEBER seit zehn Jahren. Das Umwelt-Engagement nennt er „vorbildlich“.

Königslösung für den Klimaschutz

Zahl des Quartals

Der Zeit voraus – die RATHGEBER-Gruppe ist seit zehn Jahren klimaneutral; zertifiziert und überprüft durch das unabhängige Unternehmen ClimatePartner. Geschäftsführer Tristan Foerster über den wirtschaftlichen Nutzen des Klimaschutz, Pioniergeist und das besondere Engagement von RATHGEBER.

Der Begriff „klimaneutral“ ist in aller Munde, fast schon ein Buzzword. Was bedeutet das überhaupt.

Die Definition ist recht einfach. Klimaneutral ist ein Unternehmen, wenn es seine CO2-Emissionen gemessen hat, Möglichkeiten zur Vermeidung und Reduktion ausgelotet und die nicht vermeidbaren Emissionen durch zertifizierte Klimaschutzprojekte ausgeglichen hat. Unter dem Strich heben sich dann der verbliebene CO2-Ausstoß und die Menge an ausgeglichenen Emissionen auf.

Kann ich mich also quasi freikaufen.

Nein, das ist auch nicht Sinn der Sache. Natürlich wäre es ganz klar die bessere Lösung, von vornherein keine Treibhausgase zu verursachen. Aber das geht eben nicht immer. Die zweitbeste Lösung ist, den CO2-Ausstoß zu verringern und den Rest auszugleichen.

Ist ein komplett CO2-freies Unternehmen überhaupt denkbar?

Wenn Sie, wie die RATHGEBER-Gruppe, ausschließlich Ökostrom, Ökogas und Geothermie nutzen, dann stoßen sie in diesem Bereich schon mal kein CO2 aus. Aber derzeit ist es tatsächlich noch so, dass sie nichts produzieren und keine Dienstleistung anbieten können, ohne dabei Treibhausgase auszustoßen. Deswegen gibt es ja die Möglichkeit des Ausgleichs.

Klimaschutz wird zum Geschäft. Läuft das immer seriös?

Unsere Arbeit verstehen wir als eine sehr wichtige, bei der es auf Transparenz, sichere Methodik und ein hohes Verantwortungs- und Qualitätsbewusstsein ankommt. Das Geschäftsmodell lebt also davon, dass man glaubhaft messen und überprüfen kann was wir machen, dass es also seriös ist. Unsere Kunden sollen uns ja nicht einfach vertrauen, das geht viel weiter: Wir wollen mit ihnen gemeinsam auch einen echten Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Klimaschutzprojekte funktionieren aber nicht überall.

Sagen wir es so: Klimaschutz funktioniert überall. Die zertifizierten Klimaschutzprojekte aber, die wir betreuen und anstoßen, finden in Entwicklungs- und Schwellenländern statt. Das liegt auch daran, dass man mit beispielweise 100 Euro in Uganda wesentlich mehr bewirken kann als in Deutschland. Damit unsere Projekte als Klimaschutzprojekt anerkannt werden, müssen sie vier Grundvoraussetzungen erfüllen.

Zum einen müssen die Projekte dauerhaft Treibhausgase einsparen. Sie können nicht heute einen Wald aufforsten und den dann in zehn Jahren wieder für eine Soja-Plantage platt machen.

Das zweite Kriterium ist das der Zusätzlichkeit. Das bedeutet, dass ein Klimaschutzprojekt auf die externe Finanzierung angewiesen sein muss, wie sie im Rahmen des CO2-Ausgleichs geschieht. Dadurch bekommen auch Projekte eine Chance, die vom Klimaschutz her sinnvoll und notwendig sind, aber wirtschaftlich nicht gegen andere bestehen könnten. Wenn sie zum Beispiel in Indien einen Windpark bauen wollen und das aber nicht finanzieren können, weil das Kohlekraftwerk so günstig produziert, dann kann man die benötigte Finanzierung durch ein Klimaschutzprojekt ermöglichen, statt Kohle zu verbrennen.

Außerdem muss ein Klimaschutzprojekt durch unabhängige und anerkannte Dritte zertifiziert werden. Erst dann dürfen diese Einsparungen als Zertifikat ausgegeben werden. Das ist die Garantie, dass tatsächlich CO2 eingespart wurde.

Das vierte Kriterium ist die garantierte Vermeidung von Doppelzählungen. Jede zertifizierte Einsparung muss genau einem Kunden zugeordnet werden können.

Speziell bei RATHGEBER geht es um ein Projekt, bei dem gerade auch die Menschen vor Ort sehr stark profitieren.

Das Projekt von RATHGEBER versorgt die ärmsten Menschen in Uganda mit effizienten Kochstellen. Dort wird typischerweise in den Hütten über dem offenen Feuer gekocht. Die von RATHGEBER finanzierten Öfen helfen auf vielfältige Weise: Die Menschen brauchen viel weniger Brennstoff. Weniger Holz bedeutet zudem auch: weniger Abholzung. Die Öfen selber brennen viel sauberer. In Summe werden so Gesundheit und Klima geschützt. Und weil die Öfen vor Ort produziert werden, entstehen auch neue Arbeitsplätze.  Die CO2-Einsparung durch das Projekt kann sich sehen lassen: pro Jahr sind das 500.000 Tonnen.

In Kooperation mit ClimatePartner unterstützt RATHGEBER das Projekt "Saubere Kochöfen". Dabei werden in Uganda Holz- und Holzkohlekochöfen durch effiziente Öfen ersetzt, die sogenannten Ugastoves.

Zum Klimaschutz kommt also auch noch ein sozialer Ansatz.

Uns geht es nicht nur um die reine Einsparung von Treibhausgasen. Wir achten darauf, dass unsere Projekte einen konkreten Nutzen für die Menschen vor Ort haben und das Leben nachhaltig verbessern. Im Prinzip machen wir soziale Projekte, die über den Mechanismus des Klimaschutz sehr gut kontrolliert und zertifiziert sind. Mit den Öfen wird auch Gesundheit verteilt. Denn weniger Rauch in den Hütten bedeutet weniger Atemwegserkrankungen. Manche Familien in Uganda sammeln bis zu acht Stunden am Tag Holz. Effiziente Öfen geben daher auch Zeit für Schule oder Arbeit.

Was macht das Engagement von RATHGEBER so besonders?

Es sind ja nicht nur einzelne Teile des Unternehmens, die klimaneutral sind – jedes einzelne Produkt ist klimaneutral. Das ist wirklich die Königslösung für den Klimaschutz. Alles, was produziert wird und an den Kunden geht, aber auch alle Abläufe im Unternehmen selber, sind klimaneutral.

Was man bei RATHGEBER sehr gut beobachten kann: Wer ernsthaft Klimaschutz betreiben möchte, muss immer beides machen. Also Treibhausgase reduzieren und vermeiden, wo immer und so weit wie möglich. Den Rest muss ich dann ausgleichen – beides allein für sich genommen wird mich nicht ans Ziel führen.

Behindert der Klimaschutz den wirtschaftlichen Erfolg?

Nein. Klimaschutz ist und bleibt ein Differenzierungsmerkmal. RATHGEBER zeigt sehr gut, dass Klimaschutz und wirtschaftlicher Erfolg keine Gegensätze sind, ganz im Gegenteil. Dazu kommt: Der Klimaschutz ist ja nicht nur bei den Kunden zunehmend ein Thema. Auch die Mitarbeiter schauen bei der Wahl des Arbeitsplatzes immer stärker darauf, wie sich ein Unternehmen positioniert. Langfristig wird kein Unternehmen darum herumkommen, sich mit Klimaschutz zu beschäftigen.

Welchen Einfluss hat Fridays for Future?

Die Bewegung hat sicher dafür gesorgt, dass das Thema Klimaschutz viel stärker in der Gesellschaft verankert ist. Auch der Druck auf die Unternehmen, hier aktiv zu werden, hat sich deutlich erhöht, die Anforderungen steigen. RATHGEBER war da ein echter Pionier und hat einfach schon vor zehn Jahren vieles konsequent und richtig umgesetzt.

Ist Klimaschutz nur ein Thema für die großen Unternehmen?

Auf keinen Fall. RATHGEBER ist ja ein erfolgreiches Unternehmen aus dem Mittelstand. Und ein gutes Beispiel dafür, dass jeder sein Beitrag leisten kann – vom kleinen Handwerker bis zum Großkonzern. Wenn alle den Klimaschutz so ernst nehmen würden wie RATHGEBER, wären wir bei der Lösung vieler Probleme schon viel weiter.